
Cannabis beschneiden – Der ultimative Guide für gesundes Wachstum & hohe Erträge
Cannabis beschneiden – Der ultimative Guide für gesundes Wachstum & hohe Erträge
Warum sollte man Cannabispflanzen beschneiden?
Das Beschneiden von Cannabispflanzen ist eine der wirkungsvollsten Techniken, um sowohl das Wachstum als auch den Ertrag einer Pflanze gezielt zu beeinflussen. Was im ersten Moment nach „Schneiden und Wegwerfen“ klingt, ist in Wirklichkeit ein strategischer Eingriff in den Hormonhaushalt und die Energieverteilung der Pflanze. Richtig angewendet, fördert das Beschneiden ein kräftiges, gleichmäßiges Wachstum und führt zu deutlich höheren Erträgen – insbesondere im Indoor-Anbau.
Im Folgenden erfährst du, warum das Beschneiden so wichtig ist, was es deiner Pflanze bringt und worauf du unbedingt achten solltest, wenn du dir eine starke, gesunde Ernte wünschst.
Vorteile für Wachstum, Struktur und Ertrag
Cannabispflanzen wachsen von Natur aus nach dem sogenannten apikalen Dominanzprinzip. Das bedeutet: Die Haupttriebspitze der Pflanze produziert das meiste Wachstumshormon (Auxin), wodurch der zentrale Trieb schneller wächst als die Seitentriebe. Wird diese Hauptspitze jedoch entfernt, verteilt sich das Wachstumshormon gleichmäßiger auf die unteren Triebe – und genau hier setzt das Topping oder das allgemeine Beschneiden an.
Vorteile im Überblick:
Buschigeres Wachstum:
Durch das Entfernen des dominanten Haupttriebs entstehen mehrere neue Haupttriebe. Die Pflanze wird breiter und gleichmäßiger statt hoch und dünn – ideal für kontrollierte Räume wie Growboxen.Mehr Ertragspotenzial:
Mehr Triebe = mehr Blütenansätze. Statt einer dominanten Cola (Hauptblüte) bilden sich viele mittelgroße Blütenstände, die alle besser belichtet werden – was am Ende mehr und gleichmäßigeres Erntematerial liefert.Bessere Struktur und Stabilität:
Eine gut verzweigte Pflanze ist widerstandsfähiger gegen Wind (Outdoor) oder Ventilatoren (Indoor) und kann das Gewicht der Blüten besser tragen.Effizientere Raumausnutzung:
Besonders im Indoor-Grow hilft die flachere, breitere Struktur, die vorhandene Fläche und Höhe bestmöglich auszunutzen – ohne dass Pflanzen sich gegenseitig beschatten.
Diese Effekte lassen sich nicht nur durch das Abschneiden der Spitze erzielen. Auch durch gezieltes Entfernen unnötiger Seitentriebe oder unterentwickelter Zweige kann die Pflanze ihre Energie auf die wichtigen Stellen konzentrieren.
Mehr Licht, mehr Luft, weniger Risiko
Eine der größten Herausforderungen im Indoor-Anbau ist die Lichtverteilung. Selbst bei leistungsstarken LED-Growlampen erreicht das Licht die unteren Pflanzenteile oft nur gedämpft. Das führt dazu, dass dort keine voll entwickelten Blüten entstehen – stattdessen investiert die Pflanze Energie in fluffige, qualitativ minderwertige Buds.
Durch gezieltes Beschneiden:
gelangt mehr Licht in die unteren Etagen der Pflanze, was zu einer gleichmäßigeren Entwicklung führt.
wird die Luftzirkulation verbessert, wodurch sich Feuchtigkeit nicht so stark zwischen Blättern staut – ein wichtiger Faktor zur Vorbeugung von Schimmel (Botrytis) und Mehltau.
reduziert sich die Gefahr von Schädlingen, da dichte Blattstrukturen ein beliebter Nistplatz für Trauermücken und Spinnmilben sind.
Licht und Luft sind zwei essentielle Faktoren für das Wachstum jeder Pflanze. Indem du durch das Beschneiden beides optimierst, schaffst du ein mikroklimatisches Umfeld, in dem deine Pflanzen weniger krankheitsanfällig und insgesamt produktiver sind.
Eine wissenschaftliche Erklärung zur Bedeutung der Lichtverteilung in dichten Blattstrukturen findest du z. B. in diesem Artikel der American Society for Horticultural Science:
https://journals.ashs.org/hortsci/view/journals/hortsci/51/8/article-p1068.xml
Beschneiden im Indoor vs. Outdoor Grow
Obwohl das Prinzip des Beschneidens in beiden Anbauformen gleich bleibt, gibt es entscheidende Unterschiede in der Umsetzung – abhängig von Platz, Lichtverhältnissen und Klima.
Indoor:
Hier ist das Beschneiden besonders wichtig, da Platz und Höhe begrenzt sind.
Ziel ist meist eine flache, gleichmäßige Pflanze mit mehreren Colas.
Techniken wie Topping, FIM, Lollipopping und Defoliation kommen häufig zum Einsatz.
Die Kontrolle über Licht und Klima erlaubt gezielte Schnitt- und Regenerationsphasen.
Outdoor:
Outdoor-Pflanzen haben in der Regel mehr Platz und natürliches Licht von allen Seiten.
Hier kann das Beschneiden helfen, das Wachstum zu kontrollieren, Stabilität zu verbessern oder die Pflanze unauffälliger zu gestalten (Stichwort Guerilla-Grow).
In Regionen mit hoher Luftfeuchtigkeit ist das gezielte Entfernen von Blattmasse entscheidend zur Schimmelprävention – besonders in der Blütephase.
Wichtig: Outdoor-Pflanzen erholen sich oft schneller vom Beschneiden, da sie durch Sonnenlicht und Bodenkontakt ein robusteres Wurzel- und Energiesystem entwickeln.
Wann ist der richtige Zeitpunkt zum Beschneiden von Cannabis?
Der Zeitpunkt ist entscheidend: Selbst die beste Schnitttechnik kann mehr schaden als nützen, wenn sie zur falschen Zeit angewendet wird. Deshalb solltest du die Entwicklungsphasen deiner Pflanze genau kennen und verstehen, wann sie bereit ist, auf einen Schnitt positiv zu reagieren – und wann nicht. Das Ziel ist immer, der Pflanze genügend Zeit zur Erholung zu geben, ohne ihr unnötigen Stress zuzufügen.
Vegetative Phase vs. Blütephase
Grundsätzlich gilt: Die vegetative Phase ist der ideale Zeitraum für das Beschneiden von Cannabispflanzen.
In dieser Phase befindet sich die Pflanze im aktiven Wachstum. Sie produziert viele neue Triebe, Blätter und Wurzeln – und hat genug Energie, um Verletzungen schnell zu kompensieren und sich neu zu strukturieren. Durch das Beschneiden in der vegetativen Phase können Form und Struktur gezielt beeinflusst werden. Je nach Technik und Ziel solltest du den Schnitt spätestens eine Woche vor Beginn der Blüte abschließen.
In der Blütephase sieht das anders aus: Hier liegt der Fokus der Pflanze auf der Blütenbildung, nicht mehr auf vegetativem Wachstum. Jeder starke Eingriff – wie Topping, FIM oder Supercropping – kann nun den Ertrag mindern und die Pflanze stressen. Ein gestresstes Exemplar produziert häufig kleinere, weniger kompakte Buds oder verzögert den Blüteprozess.
Was in der Blütephase erlaubt ist:
Entfernen abgestorbener oder schimmelanfälliger Blätter
Sehr gezieltes Lollipopping in den ersten 1–2 Wochen (nur erfahrenen Growern empfohlen)
Kein radikaler Formschnitt oder Eingriff in die Triebstruktur
Faustregel:
Beschneiden immer in der Wachstumsphase – während der Blüte nur noch sanfte Korrekturen.
Jungpflanzen und Setzlinge – was ist erlaubt?
Gerade bei Anfängern sehe ich oft den Fehler, dass zu früh zur Schere gegriffen wird. Jungpflanzen oder frisch bewurzelte Stecklinge müssen sich erst vollständig etabliert haben, bevor sie Schnittmaßnahmen verkraften können.
Woran erkenne ich, dass eine Pflanze bereit ist fürs Beschneiden?
Sie hat mindestens 4 bis 6 Blattpaare ausgebildet.
Sie wächst kräftig, hat eine stabile Farbe und zeigt keine Anzeichen von Nährstoffmangel oder Krankheiten.
Die Internodien (Abstand zwischen Blattknoten) sind gleichmäßig.
Wenn du zu früh schneidest, riskierst du:
Wachstumsstörungen
Zwergenwuchs
eine gestresste Pflanze, die nie richtig in die Blüte startet
Tipp: Gib Stecklingen oder Keimlingen mindestens 2 bis 3 Wochen Zeit, bevor du überhaupt an einen Eingriff denkst. In dieser Zeit können sie ein starkes Wurzelsystem aufbauen – die Voraussetzung für gesunde Reaktionen auf Schnittmaßnahmen.
Die Rolle von Genetik und Sorte
Nicht jede Cannabispflanze reagiert gleich auf Beschneidung. Ein oft übersehener Faktor ist die genetische Ausgangslage – also, ob es sich um eine Indica-, Sativa- oder Hybrid-Sorte handelt. Die Wuchsform ist entscheidend für die Wahl der richtigen Technik und den Zeitpunkt.
Indica-dominante Sorten wachsen von Natur aus kompakter und buschiger, mit kürzeren Internodien. Hier reicht oft ein einfaches Topping aus, um die gewünschte Struktur zu erreichen. Zu starkes Beschneiden kann kontraproduktiv sein, da die Pflanze ohnehin wenig Höhenwachstum zeigt.
Sativa-dominante Sorten wachsen hoch und schmal, mit großen Abständen zwischen den Knoten. Diese Pflanzen profitieren besonders von Techniken wie FIM, Topping, LST oder Supercropping, da sie sonst schnell aus der Growbox „explodieren“. Auch in der Vorblüte kann ein leichter Rückschnitt helfen, die Höhe zu kontrollieren.
Hybriden kombinieren beide Eigenschaften. Hier ist das Verhalten individuell zu beobachten – einige Hybride reagieren hervorragend auf intensives Training, andere sind sensibler.
Autoflowering-Sorten (automatisch blühend) stellen eine Sonderform dar. Sie haben eine genetisch festgelegte Lebensdauer und blühen unabhängig vom Lichtzyklus. Bei ihnen ist jegliches Beschneiden mit Vorsicht zu genießen. Oft bleibt nicht genug Zeit zur Regeneration. Wenn überhaupt, dann sollte nur sehr früh (nach dem 3.–4. Blattpaar) und sehr schonend eingegriffen werden.
Weitere Infos zur Genetik und Reaktion auf Training findest du auch in diesem Beitrag von Royal Queen Seeds:
https://www.royalqueenseeds.de/blog-wie-man-cannabispflanzen-toppt-und-trainiert-n478
Die besten Beschneidungstechniken im Überblick
Cannabispflanzen lassen sich auf unterschiedliche Arten beschneiden – je nach Sorte, Wachstumsphase und Ziel. Im Folgenden stelle ich dir die bekanntesten und effektivsten Methoden vor, mit denen du das Wachstum deiner Pflanzen gezielt steuern, den Ertrag steigern und die Struktur verbessern kannst.
Topping – für mehr Haupttriebe
Was ist Topping?
Topping ist eine der ältesten und effektivsten Methoden zur Steuerung des Pflanzenwachstums. Dabei wird die Hauptspitze der Pflanze entfernt, sodass die darunterliegenden Seitentriebe die Dominanz übernehmen.
Wie funktioniert es?
Du schneidest den Haupttrieb zwischen dem 3. und 6. Blattpaar sauber ab. Dadurch bricht die apikale Dominanz (die natürliche Wachstumskontrolle durch den Haupttrieb) und die Pflanze bildet zwei neue Haupttriebe. Wiederholst du diesen Prozess, entstehen vier, acht oder noch mehr Spitzen.
Vorteile:
Fördert ein buschigeres, flacheres Pflanzenprofil
Sorgt für gleichmäßig belichtete Blütenstände
Ideal für SCROG- oder gleichmäßige Indoor-Setups
Wichtig:
Nur bei gesunden Pflanzen in der vegetativen Phase anwenden. Schneide immer mit einem sauberen, scharfen Werkzeug, um Infektionen zu vermeiden.
FIM (Fuck I Missed) – maximale Verzweigung
Was ist FIM?
FIM steht für „Fuck, I Missed“ – ein absichtlicher „Fehlschnitt“. Im Gegensatz zum Topping wird die Spitze nicht komplett entfernt, sondern nur teilweise eingekürzt (etwa 75 %).
Wie funktioniert es?
Du schneidest nur die obersten Millimeter der Hauptspitze ab – idealerweise mit der Schere leicht schräg und nicht zu tief. Dadurch entstehen nicht nur zwei, sondern bis zu vier oder mehr neue Triebe aus einem Schnittpunkt.
Vorteile:
Sehr hohe Verzweigungsdichte
Kompakte Pflanzen mit vielen Colas
Weniger Stress als beim vollständigen Topping
Hinweis:
FIM erfordert etwas Fingerspitzengefühl und Erfahrung, da der richtige Schnittpunkt entscheidend ist. Besonders für Sativa-lastige Sorten sehr empfehlenswert.