
Cannabis auf Rezept in Deutschland – Der ultimative Leitfaden für 2025
Cannabis auf Rezept in Deutschland – Der ultimative Leitfaden für 2025
Einleitung
Medizinisches Cannabis ist längst kein Randthema mehr – es ist ein fester Bestandteil moderner Therapieansätze für zahlreiche Erkrankungen. Doch viele Menschen sind unsicher, ob sie ein Cannabis-Rezept erhalten können, welche Voraussetzungen dafür erfüllt sein müssen und welche rechtlichen Rahmenbedingungen gelten. Dieser Leitfaden beantwortet alle wichtigen Fragen zu medizinischem Cannabis auf Rezept und bietet eine umfassende Orientierung für Patienten, Investoren und Interessierte
Warum medizinisches Cannabis immer wichtiger wird
In den letzten Jahren hat sich die Wahrnehmung von Cannabis als Medizin weltweit drastisch verändert. Während es lange Zeit als gefährliche Droge galt, zeigen zahlreiche wissenschaftliche Studien seine positiven Effekte bei chronischen Schmerzen, neurologischen Erkrankungen und psychischen Beschwerden .
1. Steigende Nachfrage durch wissenschaftliche Erkenntnisse
Medizinisches Cannabis enthält zahlreiche Cannabinoide wie THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol) , die unterschiedliche therapeutische Wirkungen haben. Während THC für seine schmerzlindernden und muskelentspannenden Effekte bekannt ist, wirkt CBD entzündungshemmend und angstlösend .
Wissenschaftliche Studien belegen die Wirksamkeit von Cannabis in verschiedenen Bereichen:
- Chronische Schmerzen: Eine Metaanalyse aus dem Jahr 2021 zeigt, dass Cannabis bei neuropathischen Schmerzen eine signifikante Linderung bringt ( Quelle ).
- Multiple Sklerose: Cannabis kann Muskelspastiken reduzieren, wie eine Studie im "Journal of Neurology" belegt ( Quelle ).
- Epilepsie: Besonders das CBD-haltige Medikament Epidiolex hat sich bei therapieresistenter Epilepsie als wirksam erwiesen ( Quelle ).
- Angststörungen und PTSD: Studien zeigen, dass THC und CBD die Symptome von posttraumatischer Belastungsstörung (PTSD) und generalisierten Angststörungen lindern können ( Quelle ).
2. Cannabis als Alternative zu Opioiden und klassischen Schmerzmitteln
Ein weiteres Argument für die steigende Bedeutung von medizinischem Cannabis ist die Opioid-Krise , die insbesondere in den USA große Probleme verursacht. Herkömmliche Schmerzmittel wie Opiate können stark abhängig machen und gefährliche Nebenwirkungen haben.
Eine aktuelle Studie aus Deutschland belegt, dass Patienten, die Cannabis erhalten, seltener auf Opioide angewiesen sind und weniger Nebenwirkungen erleben ( Quelle ).
Gesetzliche Entwicklungen: Was hat sich seit 2017 verändert?
Bis 2017 war der Zugang zu medizinischem Cannabis in Deutschland streng reglementiert. Patienten mussten eine Ausnahmegenehmigung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) beantragen – ein komplizierter und oft erfolgloser Prozess.
Doch mit dem Inkrafttreten des "Cannabis als Medizin"-Gesetzes am 10. März 2017 hat sich die Situation grundlegend geändert.
1. Die wichtigsten Änderungen durch das Gesetz von 2017
- Cannabis ist nun ein reguläres verschreibungspflichtiges Medikament.
- Patienten mit schwerwiegenden Erkrankungen können Cannabis auf Rezept erhalten, wenn andere Therapien nicht ausreichen.
- Krankenkassen sind verpflichtet, unter bestimmten Voraussetzungen die Kosten zu übernehmen.
- Ärzte müssen keine Sondergenehmigung mehr einholen, sondern können Cannabis direkt auf einem Betäubungsmittel-Rezept (BtM-Rezept) verordnen.
Seit der Einführung des Gesetzes hat sich die Zahl der verschriebenen Cannabis-Rezepte drastisch erhöht : Während 2017 nur einige Tausend Patienten versorgt wurden, lag die Zahl im Jahr 2023 bereits bei über 400.000 Verordnungen pro Jahr ( Quelle ).
2. Neueste Entwicklungen: Was hat sich 2024 verändert?
Im Oktober 2024 trat eine neue Verordnung zur Erleichterung der Cannabis-Verschreibung in Kraft. Die wesentlichen Änderungen:
- Fachärzte aus verschiedenen Bereichen dürfen Cannabis nun ohne vorherige Genehmigung durch die Krankenkasse verschreiben.
- Die Bürokratie für Ärzte und Patienten wird reduziert, wodurch der Zugang zu Cannabis als Medizin erleichtert wird.
- Mehr Forschung zur langfristigen Sicherheit und Wirksamkeit von Cannabis in der Medizin wird gefördert.
Die wichtigsten Fachrichtungen , die Cannabis ohne vorherige Genehmigung verordnen dürfen, sind:
- Allgemeinmedizin
- Anästhesiologie
- Neurologie
- Spezialisierte Schmerzmedizin
Diese Änderungen könnten zu einem weiteren Anstieg der Verschreibungen und einer besseren Patientenversorgung führen ( Quelle ).
Für wen ist dieser Leitfaden gedacht?
Dieser Artikel richtet sich an alle, die sich mit dem Thema Cannabis auf Rezept beschäftigen möchten – sei es aus persönlichem Interesse, beruflicher Perspektive oder als potenzieller Investor.
- Patienten : Wer überlegt, Cannabis als Therapieoption zu nutzen, findet hier umfassende Informationen zu Voraussetzungen, Kosten und Anwendungsgebieten .
- Ärzte und Mediziner : Fachleute erhalten eine aktuelle Übersicht über die gesetzlichen Änderungen, wissenschaftlichen Studien und Verordnungspraxis .
- Investoren und Unternehmer : Der Cannabis-Markt boomt – dieser Leitfaden hilft dabei, die aktuelle Marktsituation und Zukunftspotenziale zu verstehen.
Was bedeutet "Cannabis auf Rezept"?
Medizinisches Cannabis auf Rezept ist in Deutschland seit 2017 gesetzlich geregelt. Doch was genau unterscheidet es vom Freizeitkonsum , welche Qualitätsanforderungen gelten, und wer darf es verschreiben ? Dieser Abschnitt liefert eine umfassende Antwort auf diese Fragen.
Medizinisches Cannabis vs. Freizeitkonsum
Viele Menschen denken bei Cannabis in erster Linie an den illegalen Freizeitkonsum, bei dem es hauptsächlich um den psychoaktiven Wirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC) geht. Doch medizinisches Cannabis unterscheidet sich in mehreren entscheidenden Punkten vom Schwarzmarkt-Cannabis.
Unterschiede zwischen medizinischem und Freizeit-Cannabis
1. Reinheit und standardisierte Wirkstoffgehalte
- Medizinisches Cannabis wird unter strengen pharmazeutischen Richtlinien produziert.
- Der THC- und CBD-Gehalt ist genau definiert, sodass Patienten eine konstante Dosierung erhalten.
- Im Freizeitbereich schwanken die Wirkstoffkonzentrationen stark, was zu unerwarteten Nebenwirkungen führen kann ( Quelle ).
2. Frei von Verunreinigungen
- Cannabis aus der Apotheke wird auf Pestizide, Schimmelpilze, Bakterien und Schwermetalle geprüft .
- Schwarzmarkt-Cannabis kann gefährliche Verunreinigungen wie synthetische Cannabinoide oder Schwermetalle enthalten ( Quelle ).
3. Ziel der Anwendung: Medizin statt Rausch
- Medizinisches Cannabis wird gezielt zur Linderung von Symptomen eingesetzt (z. B. bei chronischen Schmerzen oder Multiple Sklerose ).
- Freizeitkonsum zielt oft auf die psychoaktive Wirkung von THC ab.
Qualitätsanforderungen und Reinheit medizinischer Produkte
In Deutschland unterliegt medizinisches Cannabis den strengen Vorgaben des Arzneimittelgesetzes (AMG) und muss bestimmte Kriterien erfüllen:
1. Gute Herstellungspraxis (GMP)
- GMP-zertifizierte Betriebe stellen sicher, dass Cannabisprodukte frei von Kontaminationen sind.
- Jeder Produktionsschritt wird dokumentiert, um gleichbleibende Qualität zu garantieren.
2. Pharmakologische Tests & Kontrollen
- Jede Charge wird auf den exakten Gehalt an THC, CBD und anderen Cannabinoiden überprüft.
- Auch der Terpengehalt (aromatische Pflanzenstoffe, die die Wirkung beeinflussen) wird kontrolliert ( Quelle ).
3. Apothekerpflichten & Lagerung
- Cannabisblüten müssen unter bestimmten Temperatur- und Feuchtigkeitsbedingungen gelagert werden, um ihre medizinische Wirkung zu erhalten.
- Die Verpackung muss lichtgeschützt und kindersicher sein.
Diese hohen Standards machen medizinisches Cannabis sicherer und effektiver als Produkte aus dem Schwarzmarkt.
Gesetzliche Grundlage: Wer darf Cannabis verschreiben?
Seit dem 10. März 2017 ist es in Deutschland für schwerkranke Patienten möglich, Cannabis auf Rezept zu erhalten . Doch wie sieht die rechtliche Situation genau aus?
Das „Cannabis als Medizin“-Gesetz von 2017
Das „Cannabis als Medizin“-Gesetz hat die medizinische Versorgung für viele Patienten revolutioniert. Die wichtigsten Punkte:
-
Cannabis ist ein verschreibungspflichtiges Medikament
- Ärzte können es auf einem Betäubungsmittelrezept (BtM-Rezept) verschreiben.
- Vor 2017 war eine Sondergenehmigung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) nötig – diese Regelung entfiel mit dem neuen Gesetz ( Quelle ).
-
Krankenkassen müssen unter bestimmten Bedingungen die Kosten übernehmen
- Die Verordnung ist möglich, wenn keine alternative Therapie ausreichend wirksam ist .
- Eine Kostenübernahme durch die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) ist möglich, muss aber beantragt werden.
-
Apotheken dürfen medizinisches Cannabis legal abgeben
- Patienten erhalten ihre Medikamente aus zertifizierten Apotheken , nicht aus Coffeeshops oder Social Clubs.
- Cannabis wird entweder importiert (z. B. aus Kanada oder den Niederlanden) oder aus deutscher Produktion bezogen.
Neueste Änderungen (Oktober 2024: Vereinfachte Verschreibung durch Fachärzte)
Im Oktober 2024 trat eine wichtige Neuregelung in Kraft, die den Zugang zu medizinischem Cannabis erleichtert:
- Bestimmte Fachärzte dürfen Cannabis nun ohne vorherige Genehmigung der Krankenkasse verschreiben.
- Dies reduziert die bürokratischen Hürden für Patienten und Ärzte erheblich.
- Der Antrag auf Kostenübernahme bei der Krankenkasse entfällt für viele Indikationen ( Quelle ).
Welche Ärzte dürfen Cannabis verschreiben?
Nicht jeder Arzt darf medizinisches Cannabis verordnen. Die wichtigsten Voraussetzungen:
-
Facharzt für bestimmte medizinische Bereiche
- Allgemeinmedizin
- Anästhesiologie
- Neurologie
- Spezialisierte Schmerzmedizin
-
Zwingende Voraussetzung: Medizinische Notwendigkeit
- Cannabis wird nur verordnet, wenn alle anderen Behandlungsoptionen ausgeschöpft wurden .
- Patienten mit schweren chronischen Erkrankungen haben höhere Chancen auf eine Verschreibung.
-
Keine Verschreibung durch Zahnärzte oder Tierärzte
- Zahnärzte und Tierärzte dürfen kein Cannabis auf Rezept ausstellen .
Mit diesen gesetzlichen Rahmenbedingungen ist Deutschland eines der am stärksten regulierten Länder für medizinisches Cannabis. Die neuen Änderungen 2024 sorgen dafür, dass Patienten schneller und einfacher an ihr Rezept kommen – ein wichtiger Fortschritt für die medizinische Versorgung.
Wer hat Anspruch auf ein Cannabis-Rezept?
Die Frage, wer in Deutschland ein Rezept für medizinisches Cannabis erhalten kann, ist von entscheidender Bedeutung. Hier sind die medizinischen Indikationen ausschlaggebend, ebenso wie bestimmte Voraussetzungen , die von Ärzten genau geprüft werden müssen. Dieser Abschnitt beleuchtet, für welche Erkrankungen Cannabis in der Regel verschrieben wird und was Patienten beachten müssen, um eine Verordnung zu erhalten.
Medizinische Indikationen für Cannabis
Die Anwendung von medizinischem Cannabis ist in Deutschland auf bestimmte schwerwiegende Erkrankungen beschränkt, bei denen andere Therapien nicht ausreichend wirksam oder nicht verträglich sind. Folgende Indikationen sind die häufigsten Gründe, warum Ärzte ein Cannabis-Rezept in Erwägung ziehen:
1. Chronische Schmerzen
Chronische Schmerzen gehören zu den Hauptindikationen für medizinisches Cannabis. Viele Patienten mit Rückenschmerzen, neuropathischen Schmerzen oder Arthritis profitieren von den schmerzlindernden Eigenschaften von THC und CBD.
Wie wirkt Cannabis bei Schmerzen?
Cannabinoide binden an spezifische Rezeptoren im Nervensystem, die an der Schmerzregulation beteiligt sind. Sie können sowohl die Intensität des Schmerzes reduzieren als auch die Entzündungsreaktionen im Gewebe beeinflussen ( Quelle ).Studienlage:
Eine umfassende Metaanalyse hat gezeigt, dass Cannabis eine signifikante Reduktion von chronischen Schmerzen bewirken kann, insbesondere bei neuropathischen Schmerzen ( Quelle ).
2. Multiple Sklerose (MS)
Patienten mit Multiple Sklerose leiden häufig unter Muskelspastiken und Krampfanfällen , die nur schwer zu kontrollieren sind. Cannabis kann die Muskelverspannungen lindern und die Lebensqualität der Betroffenen deutlich verbessern.
Wirkungsweise:
Die muskelentspannenden Eigenschaften von THC sind besonders hilfreich bei MS-Patienten, die unter starken Spastiken leiden. Auch das Cannabinoid CBD trägt zur Entspannung der Muskeln bei ( Quelle ).Zulassung:
In Deutschland ist ein spezielles Cannabinoid-haltiges Spray, Sativex , für die Behandlung von Spastik bei MS zugelassen und wird in vielen Fällen erfolgreich eingesetzt.
3. Epilepsie
Eine der am besten dokumentierten Anwendungen von medizinischem Cannabis ist die Behandlung von Epilepsie , insbesondere von therapieresistenten Formen wie dem Dravet-Syndrom und dem Lennox-Gastaut-Syndrom .
CBD als Hauptakteur:
Cannabidiol (CBD) hat sich als besonders wirksam gegen Anfälle erwiesen. Es beeinflusst die elektrische Aktivität im Gehirn und kann die Häufigkeit von Krampfanfällen erheblich reduzieren ( Quelle ).Epidiolex:
Das Medikament Epidiolex , das reines CBD enthält, ist speziell für die Behandlung von schweren Epilepsieformen zugelassen und wird auch in Deutschland verordnet.
4. Depressionen, Angststörungen, PTSD
Cannabis zeigt positive Effekte bei der Behandlung von psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen und posttraumatischen Belastungsstörungen (PTSD) . Besonders CBD kann Ängste lindern, während THC in kontrollierten Dosen stimmungsaufhellend wirken kann.
Studien und Wirkungen:
Untersuchungen haben gezeigt, dass CBD angstlösende Eigenschaften besitzt und bei generalisierter Angststörung sowie PTSD eingesetzt werden kann ( Quelle ).Begrenzte Anwendung:
Cannabis wird meist ergänzend zu anderen Therapieformen eingesetzt und ist keine Erstlinienbehandlung für psychische Störungen.
5. Krebs und Begleiterscheinungen (Appetitlosigkeit, Übelkeit)
Krebspatienten können von Cannabis profitieren, insbesondere zur Linderung von Schmerzen, Übelkeit und Appetitlosigkeit , die durch die Chemotherapie verursacht werden.
THC bei Übelkeit und Erbrechen:
THC ist bekannt für seine antiemetische (Übelkeit lindernde) Wirkung und kann Patienten helfen, die unter Chemotherapie-induzierter Übelkeit leiden ( Quelle ).Appetitanregung:
Zusätzlich kann THC den Appetit anregen und somit helfen, Gewichtsverlust bei Krebspatienten zu vermeiden.
Voraussetzungen für die Verschreibung
Einfach ein Rezept für Cannabis zu erhalten, ist in Deutschland nicht möglich. Es gibt klare Voraussetzungen , die sowohl der Arzt als auch der Patient erfüllen müssen.
Wann ist Cannabis eine medizinische Option?
Cannabis wird in der Regel nur dann verordnet, wenn alle anderen Behandlungsoptionen ausgeschöpft sind und keine ausreichende Wirkung gezeigt haben. Ärzte prüfen dabei:
- Therapieversagen bei klassischen Schmerzmitteln oder Antiepileptika.
- Nebenwirkungen und Unverträglichkeiten bei anderen Medikamenten.
Warum Standardtherapien zuerst ausgeschöpft sein müssen
Die Verordnung von medizinischem Cannabis wird oft als „Ultima Ratio“ betrachtet, also als letzte Möglichkeit, wenn konventionelle Therapien nicht ausreichen . Das liegt daran, dass Cannabis:
- In manchen Fällen unerwünschte psychoaktive Wirkungen hat.
- Langfristige Auswirkungen auf die Gesundheit noch nicht vollständig erforscht sind.
Daher muss der Arzt sicherstellen, dass alle gängigen Behandlungsmethoden bereits ausprobiert wurden, bevor er Cannabis verschreibt ( Quelle ).
Ärztliche Beurteilung und Aufklärungspflicht
Vor der Verordnung von Cannabis muss der Arzt eine detaillierte Anamnese durchführen und die Patientin oder den Patienten umfassend aufklären über:
- Wirkungen und Nebenwirkungen des Medikaments.
- Dosierung und Einnahmeform (z. B. Inhalation, orale Tropfen).
- Mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten.
Der Arzt trägt eine hohe Verantwortung und muss das Nutzen-Risiko-Verhältnis individuell abwägen. Ein Rezept wird nur ausgestellt, wenn der Arzt überzeugt ist, dass Cannabis mehr Nutzen als Risiken für den Patienten bietet.
Wie bekomme ich ein Cannabis-Rezept?
In Deutschland gibt es zwei Möglichkeiten, ein Rezept für medizinisches Cannabis zu erhalten: den klassischen Weg über einen Facharzt oder den digitalen Weg über Telemedizin-Plattformen . Während der Besuch beim niedergelassenen Arzt noch immer der Standard ist, gewinnen Online-Angebote zunehmend an Bedeutung. In diesem Abschnitt erfährst du, wie der Antragsprozess funktioniert, welche Hürden es gibt und welche Anbieter seriös sind.
Der klassische Weg über den Facharzt
1. Terminvereinbarung und ärztliche Beratung
Der erste Schritt zu einem Cannabis-Rezept beginnt mit einem Termin bei einem niedergelassenen Facharzt , der Erfahrung mit medizinischem Cannabis hat. Theoretisch kann jeder Arzt (außer Zahnärzte und Tierärzte) Cannabis verschreiben, in der Praxis sind es jedoch vor allem Fachärzte aus folgenden Bereichen:
- Schmerzmedizin
- Neurologie
- Anästhesiologie
- Allgemeinmedizin mit Schwerpunkt Schmerztherapie
Viele Ärzte sind jedoch zurückhaltend bei der Verschreibung , weil Cannabis lange Zeit ein umstrittenes Medikament war. Deshalb ist es hilfreich, sich gründlich auf das Gespräch vorzubereiten und die wichtigsten medizinischen Dokumente (Diagnosen, frühere Therapieversuche) mitzubringen.
Tipps für das Arztgespräch:
- Symptome genau schildern: Wann treten die Beschwerden auf? Wie beeinflussen sie den Alltag?
- Bisherige Therapien auflisten: Welche Medikamente oder Behandlungen wurden bereits ausprobiert? Gab es Nebenwirkungen oder Therapieversagen?
- Studien oder Erfahrungsberichte bereithalten: Manche Ärzte sind offener, wenn sie sehen, dass es für die Indikation wissenschaftliche Unterstützung gibt ( Quelle ).
2. Diagnose und Dokumentation
Nach dem Erstgespräch entscheidet der Arzt, ob medizinisches Cannabis eine geeignete Therapieform sein könnte . Dafür wird eine detaillierte Anamnese erstellt, die folgende Punkte umfasst:
- Diagnose: Eine ärztlich dokumentierte Erkrankung, für die Cannabis eine medizinische Option ist.
- Begründung: Warum herkömmliche Medikamente nicht ausreichend helfen oder starke Nebenwirkungen verursachen.
- Behandlungsziel: Welche Symptome durch Cannabis gelindert werden sollen.
Diese Dokumentation ist nicht nur wichtig für die ärztliche Entscheidungsfindung, sondern auch für eine eventuelle Kostenübernahme durch die Krankenkasse .
3. Ausstellung des BtM-Rezepts (Betäubungsmittelrezept)
Wenn der Arzt überzeugt ist, dass Cannabis sinnvoll ist, stellt er ein Betäubungsmittelrezept (BtM-Rezept) aus. Dieses unterscheidet sich von normalen Rezepten durch:
- Drei Durchschläge: Ein Exemplar für den Patienten, eins für die Apotheke, eins für die Abrechnung.
- Strenge Kontrollen: Ärzte dürfen pro Monat nur eine begrenzte Anzahl an BtM-Rezepten ausstellen.
- Gültigkeit: Das Rezept muss innerhalb von sieben Tagen eingelöst werden.
Das Medikament kann dann in einer spezialisierten Apotheke abgeholt oder per Versandapotheke bestellt werden.
Telemedizin & Online-Rezepte: Wie funktioniert es?
Mit der fortschreitenden Digitalisierung des Gesundheitswesens ist es mittlerweile möglich, ein Cannabis-Rezept über Telemedizin-Plattformen zu erhalten. Dieser Weg bietet insbesondere für Patienten Vorteile, die schnell und unkompliziert an ein Rezept gelangen möchten, keine Fachärzte in ihrer Umgebung haben oder lange Wartezeiten in Arztpraxen vermeiden wollen.
Digitale Anbieter für Cannabis-Rezepte
Es gibt mittlerweile mehrere Plattformen, die eine Online-Konsultation mit einem Arzt ermöglichen und anschließend ein Rezept für medizinisches Cannabis ausstellen. Zu den bekanntesten Anbietern gehören CanDoc, CannGo und TeleClinic. Während einige Plattformen eine kostenlose Erstverschreibung anbieten, verlangen andere eine Gebühr für die ärztliche Beratung. Nicht alle Anbieter akzeptieren gesetzliche Krankenkassen, sodass viele Patienten die Kosten für die Konsultation und das Medikament selbst tragen müssen.
Ablauf eines Online-Rezept-Prozesses
Der Prozess für die Ausstellung eines Online-Cannabis-Rezepts ist in der Regel einfach und folgt diesen Schritten:
Registrierung und Anamnesebogen ausfüllen
Patienten geben online ihre Krankengeschichte und Symptome an. Einige Anbieter verlangen zusätzlich den Nachweis einer früheren Diagnose.Online-Konsultation mit einem Arzt
Die ärztliche Beratung erfolgt in der Regel per Video-Call oder Telefon. Der Arzt prüft, ob eine Verschreibung medizinisch gerechtfertigt ist und ob alle notwendigen Kriterien erfüllt sind.Rezeptausstellung und Übermittlung an die Apotheke
Nach der Genehmigung wird das Rezept direkt an eine Partnerapotheke gesendet. Patienten können das Medikament anschließend vor Ort abholen oder sich per Versandapotheke nach Hause liefern lassen.
Die gesamte Abwicklung nimmt meist nur 24 bis 48 Stunden in Anspruch, wodurch sich dieser Prozess als deutlich schneller als ein herkömmlicher Arztbesuch erweist.
Vorteile und Risiken von Telemedizin-Plattformen
Vorteile der Online-Konsultation:
- Schnelle Verfügbarkeit: Patienten müssen nicht monatelang auf einen Termin bei einem Facharzt warten.
- Bequeme Abwicklung: Die Beratung kann von zu Hause aus erfolgen, ohne lange Anfahrtswege oder Wartezeiten in einer Arztpraxis.
- Diskretion: Viele Patienten empfinden es als angenehmer, nicht mit ihrem Hausarzt über Cannabis sprechen zu müssen.
Risiken und Einschränkungen:
- Kostenübernahme durch Krankenkassen: Gesetzliche Krankenkassen übernehmen in der Regel keine Telemedizin-Konsultationen für Cannabis-Rezepte, sodass Patienten die Kosten selbst tragen müssen.
- Fehlende langfristige Betreuung: Im Gegensatz zu einem niedergelassenen Arzt gibt es häufig keine ausführliche Nachsorge oder Anpassung der Medikation.
- Unterschiedliche Qualität der Anbieter: Nicht alle Plattformen arbeiten gleich zuverlässig, sodass es vereinzelt zu Verzögerungen bei der Rezeptausstellung oder der Lieferung des Medikaments kommen kann.
Patienten, die sich für diesen Weg entscheiden, sollten sich daher im Vorfeld gründlich über den Anbieter informieren und sicherstellen, dass die Plattform seriös arbeitet.
Kosten und Erstattung: Wer zahlt für medizinisches Cannabis?
Medizinisches Cannabis kann eine erhebliche finanzielle Belastung darstellen. Viele Patienten fragen sich daher, ob die Krankenkasse die Kosten übernimmt oder ob sie das Medikament selbst bezahlen müssen . Die Realität ist: Nur in bestimmten Fällen übernehmen gesetzliche Krankenkassen die Kosten für Cannabis , und selbst dann gibt es Hürden.
- Welche Voraussetzungen für eine Erstattung durch die Krankenkasse gelten?
- Wann und warum Krankenkassen Anträge ablehnen
- Wie das Widerspruchsverfahren funktioniert
- Welche Kosten Selbstzahler erwarten können und wie sie sparen können
Krankenkassen & Kostenübernahme
Seit der Gesetzesänderung 2017 ist es grundsätzlich möglich, dass die gesetzlichen Krankenkassen (GKV) die Kosten für medizinisches Cannabis übernehmen . Doch das geschieht nicht automatisch – Patienten müssen einen Antrag stellen und bestimmte Kriterien erfüllen.
1. Voraussetzungen für die Erstattung durch die Krankenkasse
Laut § 31 Abs. 6 SGB V übernehmen die Krankenkassen die Kosten für medizinisches Cannabis unter folgenden Bedingungen :
1. Der Patient leidet an einer schwerwiegenden Erkrankung
- Dies umfasst in der Regel chronische Schmerzen, Multiple Sklerose, Epilepsie, Krebs und andere schwere Leiden ( Quelle ).
2. Standardtherapien sind ausgeschöpft oder unverträglich
- Die Krankenkasse verlangt Nachweise, dass bereits andere Medikamente erfolglos getestet wurden oder nicht vertragen werden.
3. Es besteht eine begründete Aussicht auf eine spürbare Besserung
- Der Arzt muss darlegen, warum Cannabis eine erfolgversprechende Therapie für den Patienten ist.
4. Der Antrag auf Kostenübernahme wurde VOR der ersten Verordnung gestellt
- Der Arzt muss vor der Verschreibung eine Genehmigung der Krankenkasse einholen.
5. Die Therapie wird ärztlich begleitet
- Die Kassen erwarten eine regelmäßige Dokumentation der Behandlung durch den Arzt.
2. Wann Krankenkassen Anträge ablehnen
Trotz der gesetzlichen Möglichkeit einer Kostenübernahme lehnen Krankenkassen in rund 40 % der Fälle die Anträge ab ( Quelle ).
Die häufigsten Ablehnungsgründe:
-Unzureichende medizinische Begründung
- Der Arzt muss ausführlich darlegen, warum Cannabis notwendig ist.
- Pauschale Aussagen wie „Schmerzen“ oder „bessere Lebensqualität“ reichen nicht aus.
-Keine Nachweise über vorherige Therapieversuche
- Die Krankenkassen fordern den Nachweis, dass mindestens zwei herkömmliche Therapien fehlgeschlagen sind .
-Keine schwerwiegende Erkrankung
- Patienten mit leichteren Beschwerden (z. B. gelegentlichen Rückenschmerzen oder Schlafproblemen) erhalten meist keine Kostenübernahme.
-Fehlende oder falsche Antragstellung
- Manche Patienten und Ärzte stellen den Antrag nicht korrekt oder erst nach Ausstellung des Rezepts , was automatisch zur Ablehnung führt.
3. Widerspruchsverfahren bei Ablehnung
Falls ein Antrag abgelehnt wird, haben Patienten das Recht, innerhalb eines Monats Widerspruch einzulegen . Wichtig ist, dass der Widerspruch gut begründet ist und möglichst neue Informationen enthält.
So läuft das Widerspruchsverfahren ab:
1. Ablehnungsbescheid genau prüfen
- Die Krankenkasse muss begründen, warum sie die Kostenübernahme ablehnt.
2. Zusätzliche ärztliche Stellungnahme einholen
- Am besten ergänzt durch eine neue medizinische Begründung und Studienlage .
3. Widerspruch schriftlich einreichen
- Ein formloses Schreiben reicht, in dem die Argumente detailliert dargelegt werden.
4. Fristen einhalten
- Der Widerspruch muss innerhalb eines Monats nach Erhalt des Ablehnungsbescheids erfolgen.
5. Notfalls Klage vor dem Sozialgericht einreichen
- Falls der Widerspruch ebenfalls abgelehnt wird, kann eine Klage beim Sozialgericht eingereicht werden ( Quelle ).
Tipp: Erfolgreiche Widersprüche enthalten oft medizinische Studien und detaillierte Begründungen. Hier kann eine Beratung durch einen Fachanwalt für Sozialrecht hilfreich sein.
Selbstzahler: Was kostet medizinisches Cannabis?
Wenn die Krankenkasse die Kosten für medizinisches Cannabis nicht übernimmt, müssen Patienten die vollständigen Ausgaben selbst tragen. Die Preise können je nach Apotheke und Produkt erheblich variieren.
Kostenübersicht für verschiedene Cannabis-Produkte
Die Kosten für medizinisches Cannabis hängen von mehreren Faktoren ab:
- Der Art des Produkts, etwa Blüten, Extrakte oder Fertigarzneimittel
- Dem THC- und CBD-Gehalt
- Dem Herkunftsland, da importierte Blüten oft teurer sind als deutsche Produkte
Typische Preise für verschiedene Cannabis-Produkte:
- Cannabisblüten aus der Apotheke (Import): Zwischen 8 und 20 Euro pro Gramm, was bei einem Monatsbedarf von 10 bis 30 Gramm Kosten zwischen 80 und 600 Euro bedeutet.
- Cannabisextrakte: Kosten zwischen 100 und 250 Euro pro Milliliter, wodurch sich die monatlichen Ausgaben auf 300 bis 1.000 Euro belaufen können.
- Fertigarzneimittel wie Sativex oder Dronabinol: Je nach Dosierung zwischen 250 und 500 Euro pro Packung, mit monatlichen Gesamtkosten zwischen 250 und 1.500 Euro.
Die finanzielle Belastung kann somit schnell mehrere hundert Euro pro Monat erreichen, insbesondere bei höherem Bedarf oder wenn spezielle Produkte erforderlich sind.
Preisunterschiede zwischen Apotheken
Die Preise für medizinisches Cannabis sind nicht einheitlich geregelt, weshalb Apotheken unterschiedliche Preise verlangen können. Ein Vergleich lohnt sich, da die Preisunterschiede auf mehreren Faktoren beruhen:
- Importkosten: Cannabis aus Ländern wie Kanada ist in der Regel teurer als Blüten aus Portugal oder den Niederlanden.
- Verarbeitung in der Apotheke: Einige Apotheken berechnen zusätzliche Gebühren für die Verarbeitung der Blüten, etwa das Mahlen oder Abpacken.
- Apothekenaufschläge: Manche Apotheken verlangen höhere Margen, insbesondere bei seltenen oder schwer erhältlichen Sorten.
Einige Apotheken bieten spezielle Rabatte für Selbstzahler oder Treueprogramme an, durch die sich die monatlichen Kosten senken lassen.
Möglichkeiten zur Reduzierung der Kosten
Es gibt verschiedene Strategien, um die Kosten für medizinisches Cannabis zu senken:
- Privatrezepte bei günstigen Apotheken einlösen: Einige Apotheken gewähren Rabatte für Privatpatienten, die das Medikament ohne Erstattung durch die Krankenkasse beziehen.
- Preisvergleich zwischen Versand- und Vor-Ort-Apotheken: Online-Apotheken bieten oft günstigere Preise als stationäre Apotheken, insbesondere bei häufig nachgefragten Sorten.
- Wechsel auf Extrakte oder Generika: In manchen Fällen sind Cannabis-Öle oder Extrakte günstiger als Blüten, da die Dosierung exakter gesteuert werden kann.
- Geringere Mengen bestellen: Patienten, die nur kleine Mengen benötigen, können durch eine gezielte Dosierung ihre monatlichen Ausgaben reduzieren.
Durch einen gezielten Vergleich der Apothekenpreise sowie eine bewusste Wahl des Produkts lassen sich die Kosten für medizinisches Cannabis in vielen Fällen erheblich senken.
Welche Cannabis-Produkte gibt es auf Rezept?
Patienten, die ein Cannabis-Rezept erhalten, stehen vor der nächsten wichtigen Frage: Welche Art von Cannabis ist die richtige für mich?
Medizinisches Cannabis ist nicht gleich Freizeit-Cannabis. Es gibt eine Vielzahl von Produkten mit unterschiedlichen Wirkstoffprofilen , die je nach Erkrankung und Therapieziel individuell eingesetzt werden.
-Welche Cannabis-Arten es auf Rezept gibt (Blüten, Öle, Fertigarzneimittel)
-Wie sie angewendet werden können (Inhalation vs. orale Einnahme)
-Welche Vor- und Nachteile die verschiedenen Konsumformen haben
Arten von medizinischem Cannabis
Medizinisches Cannabis kann in drei Hauptformen verschrieben werden:
- Cannabisblüten – getrocknete Pflanzenteile, die inhaliert oder als Tee konsumiert werden
- Cannabis-Extrakte und Öle – hochkonzentrierte Lösungen, die oral eingenommen werden
- Fertigarzneimittel – synthetisch oder halbsynthetisch hergestellte Medikamente mit standardisierten Wirkstoffmengen
Jede dieser Darreichungsformen hat spezifische Vorteile und Anwendungsbereiche.
Cannabisblüten (Indica, Sativa, Hybrid)
Cannabisblüten sind die natürlichste Form von medizinischem Cannabis. Sie werden geerntet, getrocknet und entweder verdampft (inhalativ) oder als Tee konsumiert.
THC- und CBD-Gehalt in Blüten
Je nach Sorte unterscheidet sich die Zusammensetzung der Blüten. Die wichtigsten Wirkstoffe sind:
- Tetrahydrocannabinol (THC): Schmerzlindernd, muskelentspannend und psychoaktiv
- Cannabidiol (CBD): Entzündungshemmend, angstlösend und antiepileptisch
THC-haltige Blüten werden häufig zur Behandlung von Schmerzen, Spastik und Übelkeit eingesetzt. Blüten mit einem hohen CBD-Gehalt finden Anwendung bei Epilepsie, Angststörungen und entzündlichen Erkrankungen.
Unterschied zwischen Indica, Sativa und Hybrid-Sorten
- Indica-Sorten wirken entspannend, beruhigend und fördern den Schlaf. Sie werden häufig bei chronischen Schmerzen, Schlafstörungen und Angstzuständen eingesetzt.
- Sativa-Sorten sind eher anregend und können die Konzentration sowie die Stimmung verbessern. Sie kommen bei Depressionen, Fatigue und Appetitlosigkeit zum Einsatz.
- Hybrid-Sorten kombinieren Eigenschaften beider Sorten und werden je nach spezifischem THC- und CBD-Verhältnis für verschiedene Erkrankungen verwendet.
Patienten mit chronischen Schmerzen oder Schlafproblemen profitieren oft von Indica-Sorten, während Sativa-Sorten tagsüber gegen Fatigue oder depressive Verstimmungen hilfreich sein können.
Eine wissenschaftliche Studie belegt die unterschiedlichen Wirkungen von Cannabissorten und zeigt auf, welche Sorte für welche Indikationen besonders geeignet ist. Quelle: Studie zu den unterschiedlichen Wirkungen von Cannabissorten
Cannabis-Öle und Extrakte
Cannabis-Extrakte und Öle sind konzentrierte Formen des Wirkstoffs, die in Tropfenform unter die Zunge gegeben oder als Kapseln eingenommen werden. Diese Darreichungsform eignet sich besonders für Patienten, die keine Blüten inhalieren möchten oder eine exakte Dosierung benötigen.
Vorteile von Cannabis-Ölen und -Extrakten
- Exakte Dosierung möglich, keine Schwankungen wie bei Blüten
- Längere Wirkungsdauer im Vergleich zur Inhalation
- Keine Belastung der Lunge
Ein Beispiel für ein standardisiertes Cannabis-Öl ist Dronabinol (THC-Öl) , das vor allem bei chronischen Schmerzen, Spastik und Übelkeit eingesetzt wird. Ein weiteres häufig verwendetes Öl ist CBD-Öl , das sich in der Therapie von Epilepsie, Angststörungen und entzündlichen Erkrankungen bewährt hat.
Eine wissenschaftliche Studie zur Wirkung von CBD-Ölen bei Epilepsie zeigt vielversprechende Ergebnisse in der Reduktion von Krampfanfällen. Quelle: Studie über CBD zur Behandlung von Epilepsie
Fertigarzneimittel (z. B. Sativex, Dronabinol, Epidiolex)
Fertigarzneimittel enthalten entweder synthetisches THC oder eine standardisierte Kombination aus THC und CBD. Diese Medikamente sind durch die Europäische Arzneimittelbehörde zugelassen und werden von Krankenkassen häufiger erstattet, da ihre Wirkung durch klinische Studien belegt ist.
Bekannte Fertigarzneimittel sind:
- Sativex: Enthält THC und CBD im Verhältnis 1:1 und wird vor allem bei Multipler Sklerose zur Behandlung von Spastiken eingesetzt.
- Dronabinol: Enthält reines THC und wird bei chronischen Schmerzen sowie therapieresistenter Übelkeit verordnet.
- Epidiolex: Enthält reines CBD und wird zur Behandlung schwerer Epilepsieformen eingesetzt.
Eine klinische Studie bestätigt die Wirksamkeit von Sativex bei der Behandlung von Spastik bei Multipler Sklerose. Quelle: Sativex in der Behandlung von Spastik bei MS
Wer ein Fertigarzneimittel statt Blüten oder Ölen verschrieben bekommt, hat in der Regel eine höhere Chance auf eine Kostenübernahme durch die Krankenkasse, da diese Medikamente in klinischen Studien erprobt und standardisiert dosiert sind.
Unterschiede in der Anwendung
Bei der Inhalation über einen Vaporizer tritt die Wirkung innerhalb von fünf bis zehn Minuten ein. Die maximale Wirkung hält in der Regel zwei bis vier Stunden an. Diese Konsumform ermöglicht eine schnelle Aufnahme der Wirkstoffe über die Lunge und hat eine hohe Bioverfügbarkeit, was bedeutet, dass der Körper einen großen Anteil des aufgenommenen Wirkstoffs verwerten kann.
Bei der oralen Einnahme in Form von Ölen, Kapseln oder Tees setzt die Wirkung deutlich langsamer ein. Es kann zwischen 30 und 90 Minuten dauern, bis die ersten Effekte spürbar sind. Die Wirkungsdauer ist jedoch länger und hält in der Regel zwischen sechs und acht Stunden an. Dies liegt daran, dass die Wirkstoffe erst über den Verdauungstrakt aufgenommen und in der Leber verstoffwechselt werden müssen.
Vorteile und Nachteile der verschiedenen Konsumformen
Die Inhalation über einen Vaporizer oder das Verdampfen von Blüten bietet den Vorteil, dass die Wirkung schnell einsetzt. Dies ist besonders bei akuten Schmerzen oder Krämpfen von Vorteil. Zudem ermöglicht diese Methode eine präzisere Dosierung, da die Wirkung unmittelbar spürbar ist und die Menge entsprechend angepasst werden kann. Allerdings ist die Wirkungsdauer vergleichsweise kurz, sodass gegebenenfalls mehrere Einnahmen über den Tag verteilt notwendig sind.
Die orale Einnahme in Form von Ölen, Kapseln oder Tees hat den Vorteil, dass die Wirkung länger anhält. Zudem ist diese Konsumform diskret und verursacht keinen Rauch oder Dampf. Ein Nachteil ist jedoch, dass es länger dauert, bis die Wirkung eintritt. Dies kann es schwieriger machen, die Dosierung zu kontrollieren, insbesondere wenn eine schnelle Wirkung erforderlich ist.
Eine wissenschaftliche Studie zur Bioverfügbarkeit von inhaliertem und oralem Cannabis bestätigt diese Unterschiede in der Aufnahme und Wirkung. Quelle: Studie zur Wirkung von Cannabis-Konsumformen
Apotheken: Wo bekomme ich mein medizinisches Cannabis?
Nachdem ein Cannabis-Rezept ausgestellt wurde, stellt sich für viele Patienten die Frage: Wo kann ich mein medizinisches Cannabis beziehen?
Da Cannabis ein Betäubungsmittel (BtM) ist, kann es nicht einfach in jeder Apotheke gekauft werden. Die Verfügbarkeit variiert stark, und nicht jede Apotheke hat alle Sorten vorrätig.
-Wie du eine Apotheke findest, die medizinisches Cannabis führt
-Welche Unterschiede es in Preis und Verfügbarkeit gibt
-Welche Online-Apotheken Cannabis versenden
-Welche Vor- und Nachteile der Online-Bezug hat
Bezug über stationäre Apotheken
Der klassische Weg, medizinisches Cannabis zu erhalten, führt über stationäre Apotheken. Allerdings haben nur spezialisierte Apotheken Cannabis-Produkte vorrätig oder können sie auf Bestellung besorgen.
Wie finde ich eine Apotheke, die medizinisches Cannabis führt?
Nicht jede Apotheke in Deutschland verkauft medizinisches Cannabis. Dafür gibt es mehrere Gründe. Apotheken unterliegen hohen regulatorischen Anforderungen und müssen spezielle Lagerrichtlinien sowie umfassende Dokumentationspflichten einhalten. Die Beschaffung ist kostenintensiv, da viele Cannabisprodukte importiert werden und eine aufwendige Lagerhaltung erfordern. Zudem sind die Abrechnungsmodelle kompliziert, da die Krankenkassen nicht immer die Kosten übernehmen, was zu Unsicherheiten für die Apotheken führt.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine Apotheke zu finden, die Cannabis-Produkte anbietet. Einige Landesapothekerkammern veröffentlichen Listen mit Apotheken, die entsprechende Medikamente führen. Plattformen wie Cannabis-Apotheke.de oder Leafly.de bieten Suchmaschinen, mit denen Patienten eine passende Apotheke in ihrer Nähe finden können. Darüber hinaus tauschen viele Patienten ihre Erfahrungen in Online-Foren oder auf Social-Media-Plattformen wie Reddit aus. Eine weitere Möglichkeit ist, Apotheken direkt zu kontaktieren und nachzufragen, ob sie Cannabis-Produkte auf Lager haben oder bestellen können.
Patienten, die regelmäßig Cannabis benötigen, sollten eine Apotheke mit stabiler Lieferkette wählen, um mögliche Engpässe zu vermeiden.
Unterschiede in Verfügbarkeit und Preisgestaltung
Die Verfügbarkeit und die Preise von Cannabis-Produkten können je nach Apotheke stark variieren.
Ein wesentlicher Faktor für die Verfügbarkeit ist die Herkunft der Produkte. Viele Cannabissorten stammen aus Kanada, Portugal oder den Niederlanden. Importprobleme oder hohe Nachfrage können zu Lieferengpässen führen. Zudem unterliegen Apotheken bestimmten gesetzlichen Vorgaben und dürfen nur begrenzte Mengen auf Lager halten. Bestellungen erfolgen oft abhängig von der Nachfrage. Einige Cannabissorten sind saisonal bedingt nicht das ganze Jahr über verfügbar.
Patienten sollten sich daher frühzeitig um eine Folgeverschreibung kümmern, um eine rechtzeitige Versorgung sicherzustellen.
Auch die Preise für medizinisches Cannabis sind nicht einheitlich reguliert und können zwischen den Apotheken stark schwanken. Während importierte Blüten oft teurer sind, bieten einige Apotheken Rabatte für Selbstzahler oder besondere Angebote für Stammkunden.
Die Kosten für verschiedene Produkte bewegen sich innerhalb eines breiten Spektrums. Cannabisblüten kosten im Durchschnitt zwischen acht und zwanzig Euro pro Gramm, wobei die Preise je nach Apotheke zwischen sieben und fünfundzwanzig Euro variieren können. Cannabis-Extrakte und Öle liegen preislich zwischen einhundert und zweihundertfünfzig Euro pro Milliliter, während Fertigarzneimittel wie Sativex oder Dronabinol zwischen zweihundertfünfzig und fünfhundert Euro pro Packung kosten können.
Da die Preisunterschiede erheblich sein können, lohnt sich ein Vergleich zwischen verschiedenen Apotheken, insbesondere zwischen lokalen Apotheken und Versandapotheken.
Online-Apotheken und Versandmöglichkeiten
Da viele Patienten Schwierigkeiten haben, eine lokale Apotheke mit konstanter Verfügbarkeit zu finden, bieten sich Online-Apotheken als Alternative an.
Welche Online-Apotheken versenden medizinisches Cannabis?
Einige spezialisierte Apotheken in Deutschland haben sich auf den Versand von medizinischem Cannabis fokussiert. Diese Apotheken nehmen Rezepte online oder per Post an und versenden die Medikamente diskret direkt an die Patienten.
Zu den bekanntesten Online-Apotheken für Cannabis gehören Anbieter, die eine breite Auswahl an Blüten und Extrakten anbieten, Express-Versand ermöglichen oder Preisvergleiche für verschiedene Sorten zur Verfügung stellen. Die Versandkosten variieren je nach Anbieter, wobei einige Apotheken kostenlosen Versand ab einem bestimmten Bestellwert anbieten, während andere eine Versandgebühr erheben.
Patienten, die regelmäßig eine bestimmte Sorte benötigen, sollten sich für eine Apotheke entscheiden, die eine stabile Lieferkette gewährleistet, um Engpässe zu vermeiden.
Vorteile und Risiken des Online-Bezugs
Der Kauf von medizinischem Cannabis über eine Online-Apotheke bietet sowohl Vorteile als auch mögliche Risiken.
Vorteile des Online-Kaufs
Eine der größten Erleichterungen für Patienten ist die Bequemlichkeit, da sie nicht persönlich zur Apotheke gehen müssen. Darüber hinaus haben Online-Apotheken oft eine größere Auswahl an Sorten im Sortiment als stationäre Apotheken. Dies ermöglicht es Patienten, genau das Produkt zu erhalten, das sie benötigen. Ein weiterer Vorteil ist die Möglichkeit des Preisvergleichs. Da sich die Preise für Cannabisprodukte stark unterscheiden können, bietet der Online-Kauf eine bessere Übersicht über kostengünstigere Optionen. Ein weiterer Aspekt ist der diskrete Versand, der es ermöglicht, Cannabisprodukte neutral verpackt zu erhalten, ohne sich gegenüber Dritten erklären zu müssen.
Risiken des Online-Kaufs
Ein Nachteil ist, dass einige Apotheken längere Lieferzeiten haben und der Versand bis zu sieben Tage in Anspruch nehmen kann. Dies kann problematisch sein, wenn Patienten dringend auf ihre Medikamente angewiesen sind. Bei kleinen Bestellungen können zudem erhöhte Versandkosten anfallen, wodurch der Online-Kauf unter Umständen teurer wird als der Kauf in einer lokalen Apotheke. Ein weiteres potenzielles Problem stellt die Rezeptannahme dar. Einige Apotheken akzeptieren Rezepte nur per Post, was zu Verzögerungen führen kann, insbesondere wenn Dokumente auf dem Versandweg verloren gehen oder nicht rechtzeitig bearbeitet werden.
Eine wissenschaftliche Studie zu Engpässen bei Cannabisblüten in deutschen Apotheken zeigt, dass die Verfügbarkeit schwanken kann und es sinnvoll ist, Bestellungen frühzeitig aufzugeben. Quelle: Studie zu Engpässen bei Cannabisblüten in Deutschland
Um Verzögerungen zu vermeiden, sollten Patienten immer eine Bestätigung des Rezept-Eingangs bei der Apotheke verlangen. So kann sichergestellt werden, dass die Bestellung korrekt bearbeitet und das Medikament schnellstmöglich versandt wird.